Die Diagnose von CRPS ist für viele Ärzte schwer, da sich diese Erkrankung sehr individuell zeigt. Ausserdem gibt es viele verschiedene Symptome, die zu CRPS gehören. Früher hat man CRPS in 3 Stadien eingeteilt, was sich im klinischen Alltag jedoch nicht bewährte, da die Einteilung oft nicht eindeutig war(1).
Die Diagnose ist eine Ausschlussdiagnose und wird nach den sogenannten IASP-Diagnosekriterien (IASP = Internationale Gemeinschaft zur Studium des Schmerzes) oder "Budapest-Kriterien" gestellt(2).
Die Budapest-Kriterien kombinieren die Veränderungen, die bei CRPS vorkommen können.
Budapest-Kritrietien(3):
Es müssen für eine Diagnose alle 4 Punkte beachtet werden!
1. Anhaltender Schmerz, der durch die Verletzung nicht mehr erklärt wird (Länge und Intensität).
2. In der Anamnese mind. 1 Symptom aus 3 der 4 folgenden Kategorien:
1. Kategorie: sensibel
2. Kategorie: vasomotorisch
3. Kategorie: sudomotorisch/Ödem
4. Kategorie: motorisch/trophisch
3. Zum Zeitpunkt der Untersuchung mind. 1 Symptom aus 2 der 4 folgenden Kategorien:
1. Kategorie: sensibel
2. Kategorie: vasomotorisch
3. Kategorie: sudomotorisch/Ödem
4. Kategorie: motorisch/trophisch
4. Es gibt keine andere Diagnose, die diese Schmerzen erklärt, wie zum Beispiel entzündliche Erkrankungen (Laborwerte BB, CRP, BSG sollten geprüft werden).
Weitere Hinweise zur Diagnostik:
Bildgebende Verfahren wie Röntgenbilder, MRTs und Knochen-Szintigraphie werden bei der Diagnosestellung häufig hinzugezogen. Diese sollten allerdings vor allem zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen gemacht werden. Denn bei vielen Patienten sieht man (vielleicht abgesehen von Folgen der Verletzung) keine Veränderungen!
Eine aktuelle Übersicht zur Diagnostik finden Sie hier:
Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) – Teil 1 - Swiss Medical Forum (4)
Neben den Budapest-Kriterien gibt es den sogenannten "CRPS Severity Score" (CSS)(5/6), also eine "CRPS Schweregrad Skala". Diese wird verwendet, wenn eine möglichst objektive Aussage zum Schweregrad oder der Verlauf der Erkrankung festgehalten werden soll, wie zum Beispiel bei Versicherungsfällen oder in rechtlichen Auseinandersetzungen.
Dazu muss man allerdings festhalten, dass der Leidensdruck und die mit der Erkrankung einhergehende Veränderungen im Leben, sehr individuell erlebt werden.
Der CSS leitet sich von den Budapest-Kriterien ab und basiert auf dem Bericht der betroffenen Person und der körperlichen Untersuchung von einer Fachperson. Für jede Symptomgruppe, die auftritt, kann jeweils ein Punkt vergeben werden. So entsteht eine Punktzahl zwischen 0 und 16 Punkten.
Eine Änderung des CSS um mindestens 4,9 Punkte weise dabei auf einen realen Unterschied in der CRPS-Symptomatik hin.
(1) Harden RN et al. Complex Regional Pain Syndrome: Practical Diagnostic and Treatment Guidelines, 5th Edition. Pain Med. 2022;23. doi: 10.1093/pm/pnac046.
(2) Die Budapest-Kriterien wurden 1994 im Rahmen einer Konsensus-Konferenz der IASP (= International Association for the Study of Pain) eingeführt und 2021 durch den "Valencia Consensus" konkretisiert. -> The Valencia consensus-based adaptation of the IASP complex... : PAIN (lww.com)
(3) Harden Nr, Bruehl S, Stanton-Hicks M, Wilson PR: Proposed new diagnostic criteria for complex regional pain syndrome. Pain Med 2007; 8 (4): 326-331.
(4) DOI: https://doi.org/10.4414/smf.2021.08715; Veröffentlichung: 31.03.2021; Swiss Med Forum. 2021;21(1314):209-213
(5) Harden NR et al. A prospective, multisite, international validation of the Complex Regional Pain Syndrome Severity Score. Pain. 2017;158(8):1430-6. doi: 10.1097/j.pain.0000000000000927.
(6) Harden NR et al. Development of a severity score for CRPS. Pain. 2010 Dec;151(3):870-876. doi: 10.1016/j.pain.2010.09.031. Epub 2010 Oct 20. PMID: 20965657.